GALERIE | 11.08. – 27.09.2022 | ANTONÍN MÁLEK

Kunstraub99 präsentiert:

„… IN ERINNERUNG SCHWELGEN…“

ANTONÍN MÁLEK | 11.08.- 27.09.2022 | MALEREI & ZEICHNUNGEN

Empfang | DO 25.08.2022 | 19 Uhr

Es spricht der Kunsthistoriker Dr. Wolfgang Till Busse.

Antonín Málek – Nachruf

Ende Oktober ist im Alter von 84 Jahren der Bürger der Stadt Köln und tschechisch-deutsche Maler Antonín Málek, in der Tschechischen Republik verstorben. Seine malerischen Anfänge begannen in Tschechien in den späten fünfziger Jahren. Málek gehörte damals zu den jungen Künstlern, die in der damaligen Tschechoslowakei den Weg der kulturellen Lockerung und Zuwendung zu den westlichen Strömungen mit anbahnten. In den Ateliers der jungen Absolventen der Prager Kunsthochschulen fanden damals eine Reihe nicht offiziell genehmigte Ausstellungen statt, es entstanden neue Galerien und es begann sich eine Richtung in der Kunst und auch der Malerei zu entwickeln, die später als „tschechische informelle Kunst“ bekannt wurde. Seinen eigenen Ausdruck fand Málek damals in einer plastischen, dem Kubismus nahestehenden  Darstellung, mit der er an die tschechische Vorkriegskunst anknüpfe.

Später wandte er sich der abstrakten Malerei zu und bereits mit seinem Porträt des Gründers des absurden Theaters, Samuel Beckett, (1968) schuf er eine neue Linie für die spätere Entwicklung seines Werkes, die jedoch nicht mehr in der Tschechoslo¬wakei stattfand. Der kurze „Prager Frühling“ wurde durch den Einmarsch der Armeen der Warschauer Pakt Staaten rasch beendet, viele junge Menschen haben das Land verlassen, unter Ihnen auch Málek mit seiner damaligen Frau Maria. Es war eine Entscheidung mit einer lebenslangen Tragweite, denn als Emigrant durfte er unter Drohung einer Gefängnisstrafe viele Jahre lang sein damaliges Heimatland nicht besuchen.

Er entschied sich für ein Leben im schwedischen Städtchen Alingsås, unweit von Göteborg, um dann später seinen Wohnsitz in der Bundesrepublik Deutschland zu nehmen, zunächst in Kiel und später dann Köln. Während seiner ganzen Emigration hielt er über Briefe den Kontakt zu seiner Familie in Tschechien. In Deutschland gewann er schnell die Verbindung zu der hiesigen tschechischen Kommunität, insbesondere zu dem Bildhauer Jan Koblasa, der an der Hochschule in Kiel eine Professur inne hatte. Die Emigration, verbunden mit eingeschränkten Kontaktmöglichkeiten zu seinen tschechoslowakischen Freunden, führte zu einer Änderung in seinem Werk, in dem er sich verstärkt mit der existenziellen Psychologie des einzelnen Menschen zu beschäftigen begann.

Die im Portrait von Beckett schon angedeutete Absurdität finden wir nun wesentlich intensiver. Seine Portraits zeigen die ganze menschliche Verletzlichkeit und den tiefen Wunsch nach Dialog und Kommunikation. Das Lachen der Gesichter geht in Grimassen und Schreie über, das Gefühl der Einsamkeit und Überlegungen über die Absurdität des Lebens überwiegt. Sein Werk entwickelt sich bis zur Wende in der Tschechoslowakei 1989  eigenständig und  weitgehend unabhängig von der Entwicklung der westdeutschen Kunst – in seiner Biografie finden wir hierzu den Begriff „trotzige Isolation“. Seine Arbeiten sind oft sarkastisch und politisch, wie zum Beispiel das „Denkmal für die Zensur“ (1971) oder „Zum Andenken an Jan Palach“ (ein Student, der sich zum Protest gegen den Einmarsch des Warschauer Paktes selbst anzündete und später verstarb).

 

Die politische Wende bringt Licht in Máleks Leben und Schaffen, er zeigt seine Vielseitigkeit indem er Kostüme und Bühnenbilder für das Kölner Theater „Kefka“ des slowakisch-deutschen Pantomimen Milan Sládek entwirft und eine Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Köln aufnimmt. Diese führt ihn zum Projekt „Save Alchi“ im indischen Ladakh im Himalaya und später nach Angkor Vat in Kambodscha in den 90er Jahren. Seine Reiseeindrücke dieser Zeit verarbeitet Antonín Málek in neuen, nun realistischen Werken, die seine präzisen zeichnerischen Fähigkeiten zum Ausdruck bringen. In Ladakh beindruckte ihn das helle Licht und die klaren Linien und gibt dies in seinen gestochen scharfen farbigen Arbeiten wieder. Die Zeichnungen aus Angkor Vat wurden dagegen ohne Farbe nur mit Bleistift ausgeführt und zeigen, wie die alten Baudenkmäler unter den riesigen Bäumen und Baumwurzeln begraben werden und die Natur allmählich über das menschliche Bauwerk siegt.

Nach der Jahrtausendwende greift Málek in seinen Gemälden die Themen Zukunft und Gesellschaft auf, wie z. B. die Klimaerwärmung und deren Auswirkung auf die Gesellschaft. Sein Werk umspannt insgesamt einen inhaltlich spannenden und abwechslungsreichen Weg, beginnend mit dem Thema „Abstraktion“ zum Thema „Individuum“ zur „Natur“  und zu allgemeinen Fragen „Menschheit und die Natur“, was die beiliegenden Abbildungen seiner Gemälde zeigen.

2005/2006 machte ihm die Stadt Brno (Brünn, Tschechische Republik) in der „Galerie der Stadt Brno“  große Einzelausstellung, in der sein Gesamtwerk gezeigt wurde. Begleitet wurde diese Ausstellung von einem umfangreichen Katalog mit monografischen Inhalt in Englisch und Tschechisch. Neben einer Vielzahl kleinerer Ausstellungen in NRW und Tschechien fanden in Tschechien in der „Alšova Jihočeská galerie“ (2007) und im „Muzeum Jindřichohradecka“ (2012) große Einzelausstellungen statt. Seine Werke sind in vielen privaten und öffentlichen Sammlungen in der Tschechischen Republik, in Deutschland, Schweden und in den Vereinigten Staaten vertreten.

 

PhDr. Ivana von den Driesch

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